Regensburger Forscher Prof. Dr. Christian Stroszczynski stellt in der Kellberger Klinik Prof. Schedel neue Methoden der Krebsbehandlung vor / 20 Experten trafen sich zum Erfahrungsaustausch
THYRNAU-KELLBERG – Der wissenschaftliche Fortschritt hält immer stärkeren Einzug in die Behandlung von Krebserkrankungen. Was vor wenigen Jahren noch Wunschdenken war, ist in vielen Teilen heute dank modernster Technik Realität geworden. „Bestimmten Tumoren rückt man heute nicht mehr mit dem Skalpell zu Leibe, sondern mit Radiofrequenzen, Mikrowellen oder dem virtuellen Messer“, sagte Prof. Dr. Christian Stroszczynski, Chef des Instituts für Röntgendiagnostik am Regensburger Universitätsklinikum (UKR), bei seinem Vortrag vor rund 20 Medizinern in der onkologischen Reha-Klinik Prof. Schedel in Kellberg (Lkr. Passau).
Rund um moderne Krebsdiagnostik- und Behandlungsverfahren tut sich etwas: Der technische Fortschritt hat Stroszczynski zufolge viele Vorteile für die Patienten: besonders schonende Eingriffe durch lediglich kleine, nadelstichgroße Verletzungen oder auch eine sehr kurze Rekonvaleszenzzeit im Vergleich zu konventionellen Operationsmethoden. Am Beispiel eines typischen Leberkarzinoms zeigte Stroszczynski, wie neuartige Tumorbehandlungen mit hochmodernen Techniken und Geräten heute umgesetzt werden können.
So bedienen sich die Radiologen beispielsweise der Radiofrequenzablation bzw. Hochfrequenzablation, um Tumoren den Garaus zu machen. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, bei dem in einem bestimmten Bereich des Körpers Gewebe, also auch ein Tumor, durch die Zufuhr von großer Hitze zerstört wird. Dies geschieht durch Hochfrequenzstrom, wie man ihn etwa ähnlich beim Veröden von Gefäßen einsetzt.
Tumor wird „verkocht“
„Überwacht werden die Eingriffe durch die Kombination verschiedener radiologischer Techniken wie der Computertomographie, dem Ultraschall oder auch der Magnetresonanztomographie, um mit gezielter Bildsteuerung die Eingriffe vornehmen zu können“, zeigte Prof. Stroszczynski. Nach einem ähnlichen Prinzip, Hitze bei der Tumorvernichtung einzusetzen, funktioniere die Mikrowellenablation. Dabei komme eine Hochfrequenz-Sonde zum Einsatz, die den Tumor dann gezielt und ebenfalls durch Hitze zerstört. Er wird schlichtweg „verkocht“.
„Zum Einsatz können diese Hightech-Verfahren immer dann kommen, wenn man mit konventionellen Operationen nicht mehr das Tumorgewebe entfernen kann oder die Operation wegen diverser Begleiterkrankungen – zum Beispiel einer Herzschwäche – zu risikoreich wäre“, sagt Stroszczynski. „Ziel ist es dabei immer, die Nebenwirkungen so gering wie möglich zu halten. Selbst bei eingeschränkter Leberfunktion kann dieser Eingriff sicher durchgeführt werden. Der Patient bleibt dabei nur wenige Tage in der Klinik.“ Welche Hightech-Behandlung zum Einsatz kommt, sei von der Art der Krebserkrankung und der Lage des Tumor, aber auch von der Gesamtverfassung des Patienten abhängig.
Computer berechnen Eingriff
Männer mit Prostatakrebs können von der modernen Hightech-Medizin profitieren. Der Regensburger Forscher erklärte, dass sich bei dieser Erkrankung zukünftig wohl das Nanoknife-Verfahren durchsetzen wird. Auch dabei kommen bildgebende Geräte zum Einsatz, womit der Tumor dreidimensional und bis ins kleinste Detail auf einem Monitor für den Arzt dargestellt wird. Computer berechnen dann bis ins kleinste Detail, wie die Tumorzellen am besten zerstört werden können. Zum Einsatz kommen dabei wieder Nadeln, die elektrische Felder und somit Hitze aufbauen, so dass bösartige Zellen ganz gezielt angegangen werden können. „Auch das ist ein minimal-invasiver Eingriff, der für den Patienten keine Narben oder Wunden hinterlässt und das Risiko von Nebenwirkungen von Impotenz oder auch Kontinenzproblemen radikal minimiert“, zeigte sich Prof. Stroszczynski begeistert.
„All diese modernen und eindrucksvollen Verfahren wirken sich natürlich auch auf die Reha-Maßnahmen der Betroffenen aus“, resümierte Gastgeber Prof. Hannes Schedel. „Ddurch den Wegfall großer Operationswunden können Patienten schneller wieder in den normalen Alltag oder den Beruf zurückkehren und genau das ist ja auch hier unser Ziel.“
Zukünftig wollen nun die Mediziner der Regensburger Universität und die Kellberger Experten vermehrt ihre Erfahrungen austauschen. Ein wichtiger Schritt, der sicher dazu beiträgt, dass Krebserkrankungen immer mehr ihren Schrecken verlieren.
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