4. Würzburger Schimmelpilz Forum am 21. und 22. März 2014 – Sanierung der Sanierung!
Würzburg, März 2014. Bundesweit wird bei Schimmelpilzbelastung mindestens jede zweite Sanierung nicht fachgerecht ausgeführt. Dreiviertel der befragten Architekten, Bausachverständigen, Bau- und Sanierungsunternehmer sowie Juristen gehen sogar davon aus, dass 70 Prozent der Sanierungen fehlerhaft sind. Falschsanierungen bei Schimmelpilzbefall haben kostenintensive Zweitsanierungen zur Folge. Kosten, die sowohl die gewerblichen als auch die privaten Bauherrn, die Immobilien- und Wohnungswirtschaft, Architekten, Bau- und Sanierungsunternehmen, Bausachverständigen und nicht zuletzt die Versicherungsunternehmen enorm belasten, weiß Dr. Führer, Leiter des unterfränkischen Instituts Peridomus und Veranstalter des Würzburger Schimmelpilz Forums.
Einige Versicherer haben bereits „Vorsorge“ getroffen und die Kosten für Sanierungen bei Schimmelpilzbelastungen aus ihren Versicherungsleistungen ausgeschlossen. Besteht allerdings keine Versicherungsleistung (mehr), kann ein Schimmelschaden zum wirtschaftlichen Ruin des schadenverursachenden Unternehmens führen und zum Alptraum für den gewerblichen oder auch privaten Bauherrn werden. Gerichtsprozesse und Beweissicherungsverfahren gegen Sachverständige, Architekten oder aber nicht fachgerecht arbeitende Unternehmen belegen bereits die möglichen wirtschaftlichen und haftungsrechtlichen Folgen einer fehlerhaften Sanierung für die Schadensverursacher.
Bau- und Aufklärungspraxis dringend erforderlich
Fachgerechte Sanierungen müssen baldmöglichst zum Standard werden, fordert daher der Wissenschaftliche Fachbeirat des Würzburger Schimmelpilz Forums. Erreicht werden kann dies durch konsequente fachübergreifende Zusammenarbeit, den Austausch wissenschaftlich-technischer Erkenntnisse und durch den Einsatz aktueller Nachweismethoden.
Dementsprechend gestaltete sich das Tagungsprogramm des 4. Würzburger Schimmelpilz Forums : Die Ursachen und Auswirkungen von Falschsanierungen sowie die Validierung eines neuen Verfahrens zum Erkennen von verdeckten, nicht sichtbaren Schimmelschäden in Gebäuden unter Einbezug des „Messinstruments Schimmelspürhund“, waren die Schwerpunkte des ersten Tages. Dabei bot die Fachtagung erstmals auch Betroffenen ein Forum. Im Mittelpunkt des zweiten Veranstaltungstages standen die Vermeidung von Falschsanierungen und die prinzipielle Vermeidung von Schimmelschäden.
Sanierung bei Schimmelpilzbefall – Anspruch und Wirklichkeit driften auseinander
Warum kommt es bei Schimmelschäden so häufig zu Falschsanierungen? Warum werden erforderliche Sanierungen nicht vorgenommen, obwohl unter objektiven und objektivierbaren Gründen ein akuter Handlungsbedarf besteht? Die Gründe hierfür sind vielschichtig, weiß Dr. Gerhard Führer aufgrund seiner langjährigen Erfahrung:
Viele Menschen wollen „glauben“ und „nicht wissen“. Bei diesem Phänomen ist es egal, ob es sich um eine Geldanlage, den Kauf eines neuen Autos oder gar um einen Schimmelschaden im eigenen Haus handelt.
Ein weiterer Grund: Viele Fachleute anderer Fachdisziplinen unterliegen beim Thema „Sanierung bei Schimmelpilzbefall“ einer Kompetenzillusion. Unsere hochgradig spezialisierte Gesellschaft verfügt mittlerweile über Fachleute auf allen Wissens- und Arbeitsgebieten. Die komplexe Thematik von Schimmelschäden wird jedoch häufig unterschätzt. Viele Zeitgenossen unterliegen der Fehleinschätzung, qualifiziert mitreden zu können.
Zudem kostet eine fachgerechte Sanierung oftmals viel Geld. Wer dieses zahlen muss, möchte zunächst Kosten sparen. Und dies unabhängig davon, ob fachgerecht oder „irgendwie“ saniert wird. Durch Oberflächlichkeit und Schnelligkeit bei der Ausführung bleibt die gerade in diesem Fachbereich so dringend erforderliche Qualität unberücksichtigt.
„All diese Gründe sind menschlich nachvollziehbar“, so Führer. „Sie führen jedoch zu Fehlentscheidungen und sind unter fachlichen Gesichtspunkten die Grundlage für eine meist kostenintensive „Sanierung der Sanierung“. Denn aktuell wird bei den mehr als 1 Million Wasserschäden pro Jahr in Deutschland nur getrocknet und nicht mikrobiologisch untersucht. Inwieweit eine Schimmel- und / oder Bakterienbelastung vorliegt, ist aufgrund der fehlenden Untersuchung nicht bekannt.
Doch was ist zu tun, um Falschsanierungen zu unterbinden, bisher unerkannte Schimmelschäden zu sanieren oder Schimmel in Innenräumen prinzipiell zu vermeiden? Wie kann Betroffenen geholfen, wie können Versicherungen unterstützt, das Gesundheitssystem entlastet, die Bauunternehmen vor Risiken bewahrt werden? Laut Dr. Führer gibt es hier nur eine Antwort: „Aufklärung und Fortbildung, um preisgünstige, schadenstolerante und einfache Lösungen zu finden.“
Studie: Schimmel in Neubauten – Wahrscheinlichkeit und Vermeidung
Die Fachwelt vermutet, Neubaufeuchte und die immer kürzeren Bauzeiten bzw. schnellere Baufertigstellung könnten die Ursachen für die vermehrten Schimmelpilzbelastungen in Neubauten sein. Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit für Schimmelpilzwachstum erhöht, sollte die beim Bauen eingebrachte Feuchtigkeit nicht aus den Materialien austrocknen. Doch laut Eva Foitzik, Architektin und Diplom-Ingenieurin aus Zürich in der Schweiz, ist bei einer fachgerechten Ausführung nach den anerkannten Regeln der Technik und den Richtlinien der Systemlieferanten ein (viel) zu schnelles Bauen eigentlich nicht möglich. Viele Arbeitsprozesse, vor allem beim Innenausbau, sind abhängig von der Material- bzw. Bauteilrestfeuchte. Bevor neue Bauteilschichten aufgebracht werden können, müssen die darunterliegenden Schichten nahezu trocken sein. Um eine einwandfreie Ausführung gewährleisten zu können, sollten die Vorgaben der Produkthersteller zwingend beachtet und Feuchtigkeitsmessungen durchgeführt werden. Kritisch wird es, wenn aufgrund von Verzögerungen / Bauablaufstörungen die Vorgaben unterschritten werden. Eine fehlerfreie Ausführung kann dann nicht mehr sichergestellt werden. Risiken werden bewusst in Kauf genommen. Hier besteht die Gefahr, dass vermehrt Feuchtigkeit im Bauteil verbleibt, womit die Grundlage für Schimmelpilzbelastungen gegeben sind.
An Hand der von Foitzik gewonnenen Erkenntnisse scheint gerade in Neubauten die Hauptursache für Schimmelschäden vielmehr ein unüberlegter Umgang mit Wasser, Leckagen oder Wasserschäden zu sein. Bei weniger als einem Viertel der im Rahmen der Studie ausgewerteten Gutachten, wurde übermäßige Feuchtigkeit während der Bauphase angegeben. Bei 52 Prozent jedoch wurde von einem Wasserschaden berichtet. Dabei ist nicht jede Leckage oder jeder Wasserschaden bedenklich. Kritisch wird es, wenn ein Wasserschaden nicht unmittelbar bemerkt wird oder nicht kurzfristig Trocknungsmaßnahmen eingeleitet werden. Gerade bei einem Wasserschaden auf Bauteiloberflächen gelangen oftmals große Mengen Wasser auch über die Randfuge unter den Estrich in die Dämmebene der Fußbodenkonstruktion. Diese tiefer liegenden Dämmstoff-Schichten zeitnah und vollständig auszutrocknen, gestaltet sich meist schwierig bis unmöglich. Durch Unebenheiten des Rohbetonbodens und durch dichte Dämmlagen kann die Luft zum Trocknen nicht gleichmäßig zirkulieren. Wasseransammlungen oder Feuchtigkeit können in der Konstruktion verbleiben. Eine evtl. aus der Restfeuchte resultierende Besiedelung mit Schimmelpilzen oder Bakterien kann nur durch mikrobiologische Untersuchungen erkannt oder ausgeschlossen werden.
Um Schimmel beim Bauen vermeiden zu können, nannte die Architektin verschiedene Präventivmaßnahmen. Diese sind wesentlich kostengünstiger und weniger zeitintensiv als aufwändige Sanierungen nach Schadenseintritt. Zudem erfordern Präventivmaßnahmen keinen großen Mehraufwand beim Bauablauf. Die meisten vorbeugenden Maßnahmen können laut Foitzik bereits bei der Erstellung des Rohbaus getroffen werden. Die ausführlichen Studienergebnisse und Präventivmaßnahmen präsentierte Eva Foitzik erstmals im Rahmen ihres Vortrags beim Würzburger Schimmelpilz Forum.
Neue Erkenntnisse zur Desinfektion bei Schimmelpilzbefall in Innenräumen
Desinfektion bei Schimmelpilzbelastungen in Innenräumen ist nicht fachgerecht! Auch wenn das große Angebot an Desinfektionsmitteln im Do-it-yourself- oder auch im Profi-Bereich einen anderen Anschein erweckt. Testberichte, die die Wirksamkeit von Desinfektionsmitteln belegen sollen, basieren in der Regel auf Laboruntersuchungen. Diese Prüfergebnisse sind jedoch meist nicht vergleichbar mit den tatsächlichen Rahmenbedingungen auf einer Baustelle bzw. bei einerDesinfektion von schimmelpilzbelasteten Baustoffen und Bauteilen. Zudem wird die einmal gebildete Schimmelpilz-Biomasse nicht beseitigt sondern nur von einem Zustand X in einen anderen Zustand Y gebracht – aber auch abgetötete oder nicht mehr keimfähige Schimmelpilze besitzen gesundheitliche Gefährdungspotentiale. Schließlich besteht nach einer Desinfektion die Gefahr, dass chemische Reaktionsprodukte freigesetzt und durch die Raumnutzer eingeatmet werden. Gesundheitliche Belastungen können die Folge sein.
Schon 2009 empfahl das Umweltbundesamt in Berlin fachgerechte Sanierungen ohne Desinfektionsmittel. Doch noch immer werden Desinfektionsmaßnahmen bei Schimmelpilzbefall durchgeführt und ihre Wirksamkeit ist Gegenstand zahlreicher fachlicher Diskussionen. Aufklärung und neueste Erkenntnisse lieferte Judith Meider vom Labor Urbanus GmbH aus Düsseldorf. Meider informierte in ihrem Vortrag über „Neue laboranalytische Ansätze“. Dipl.-Ing. Stefan Bollow vom Sachverständigenbüro Analysenservice Innenraum, Hamburg nannte pragmatische Ansätze und referierte über die Gewährleistung und Haftung bei und nach Desinfektionsmaßnahmen.
Ursachenforschung und Aufklärung
Das 4. Würzburger Schimmelpilz Forum lieferte gleichermaßen Ursachenforschung und Aufklärung. Die Experten referierten über die neuesten wissenschaftlich-technischen Erkenntnisse, nannten aktuelle Nachweismethoden sowie innovative Sanierungstechniken:
Dr. rer. nat. Gerhard Führer, Leiter des Instituts Peridomus, sprach zur Begrüßung über Anspruch und Wirklichkeit bei der Sanierung von Schimmelpilzbelastungen.
Dr. Rainer Kannengießer von DiKaTec-Medizintechnik in Höchberg berichtete „Was eine Falschsanierung für ein Unternehmen bedeuten kann“. „Die Krise als Chance – Schimmel vorbeugen beim Einfamilienhaus“ lautete das Thema von Ralf Pfeffer aus Adelsdorf.
Diplom-Ingenieurin Eva Foitzik, Architektin aus Zürich, präsentierte erstmals die Ergebnisse Ihrer Studie „Schimmel in Neubauten – Wahrscheinlichkeit und Vermeidung“ und nannte Präventivmaßnahmen.
Über „Wasserloses“ Bauen mit Holz referierte Prof. Dr. H. Martin Illner. Der ö. b. u. v. Sachverständiger für Holzschutz und Holzschäden, Hochschule Rosenheim, beleuchtete die Vor- und Nachteile unter mikrobiologischen Gesichtspunkten.
Das „Erkennen von verdeckten Schimmelschäden“ stand im Focus des Vortrags von Dr. Christoph Trautmann, Sachverständiger für Schimmelpilze, Umweltmykologie, Berlin. Er informierte über Laboranalytik, Hundeausbildung, Leitfäden u. v.m.
Zum Thema „Erkennen von verdeckten Schimmelschäden unter Einbezug von Schimmelspürhunden“ referierte Dr. Sonja Stahl vom Peridomus Institut Dr. Führer. Die Sachverständige für Schimmelpilze berichtet über das Vorgehen vor Ort und nennt praktische Erfahrungen.
Judith Meider vom Labor Urbanus GmbH in Düsseldorf informierte über die „Wirksamkeit von Desinfektionsmitteln auf die Biomasse und die Keimfähigkeit von Schimmelpilzen“.
Dipl.-Ing. Stefan Bollow vom Sachverständigenbüro Analysenservice Innenraum, Hamburg nannte pragmatische Ansätze und referierte über die Gewährleistung und Haftung bei und nach Desinfektionsmaßnahmen.
Über die rechtliche Seite von „Schimmelschäden und Desinfektion“ spracht Rechtsanwalt Hans-Dieter Fuchs von der Kanzlei Fuchs und Kollegen, München. Er nennt pragmatische Ansätze und informiert über die Gewährleistung.
Die Vermeidung von Falschsanierungen und Schimmelschäden stand im Focus des zweiten Veranstaltungstages. „Die Irrtümer der DIN 4108 bei der Schimmelvermeidung und -sanierung“ beleuchtete Prof. Dr.-Ing. habil. Claus Meier, Architekt SRL aus Nürnberg.
Dipl.-Phys. Rainer Bolle, ö. b. u. v. Sachverständiger für Schäden an Gebäuden aus Bremen referierte zum Thema: „Alle“ Feuchtigkeitsquellen erkennen und sanieren.
Zur „Projektsteuerung einer Sanierung“ spracht Wirtsch.-Ing. Dirk Bardehle B. Eng., SMV Bauprojektsteuerung, Berlin.
Über das „Erkennen und Sanieren von Schimmel im Dach“ berichtete Dipl.-Ing. Bernhard Riedl, Architekt, ö. b. u. v. Sachverständiger für Schäden an Gebäuden aus München.
Initiator und Veranstalter des Würzburger Schimmelpilz Forums ist das unterfränkische Peridomus Institut Dr. Führer.
www.schimmelpilz-forum.de Bildquelle:kein externes Copyright
Das 1993 gegründete Institut Peridomus führt bundesweit „Innenraumchecks“ zur Klärung und Vermeidung von Gebäudebedingten Erkrankungen durch. Gerhard Führer, Leiter des Instituts, ist öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Schadstoffe in Innenräumen. Führer unterrichtet am Department für Bauen und Umwelt der Donau-Universität Krems (Österreich), ist als Dozent u. a. für die Bayerische Architektenkammer tätig sowie Herausgeber des Loseblattwerkes „Schimmelbildung in Gebäuden“. Neben Veröffentlichungen zur Schadstoffproblematik in Fachmedien initiiert und organisiert Führer Fachtagungen und Weiterbildungsveranstaltungen zum Thema „Schadstoffe in Innenräumen“.
peridomus Institut Dr. Führer
Dr. Gerhard Führer
Mausbergstraße 9
97267 Himmelstadt
09364 89 60 01
info@peridomus.de
http://www.peridomus.de
Scharf PR
Christine Scharf
Untere Ringstr. 48
97267 Himmelstadt
09364 8157950
info@scharfpr.de
http://www.ScharfPR.de