Frankfurt/ Bhaktapur (Nepal)
„Wir fahren über die wohl gefährlichsten Straßen der Welt zu Menschen, die seit dem 25. April auf medizinische Hilfe warten“, sagt Rettungssanitäter Ralf Hilles.. Die siebenköpfige Medical Task Force von „mfs International“ ist seit 5 Uhr früh unterwegs. Fast vier Stunden dauert die Fahrt in das kleine Bergdorf Simli of Sindhupalahowk im Himalaya-Gebiet. Über schmale Schotterpisten und extrem steile Passstraßen geht es hinauf in einer Höhe von mehr als 2000 Metern. „Die Luft ist dünn hier oben. Wir können die Wolken riechen“, sagt Helfer Reinhold Klostermann, der die Task Force Nepal vor Ort leitet. Manchmal schafft der alte Kleinbus die Steigungen nicht – dann müssen die Helfer aussteigen und ihn schieben. Manch einem wird beim Blick in die Tiefe angst und bange. „Neben uns geht es mehrere Hundert Meter senkrecht runter“, sagt Reinhold Klostermann. „Zwischen den Reifen und dem Abgrund liegen nur wenige Zentimeter.“ Da bekomme man schon etwas Bammel. „Aber der Wille, zu helfen, ist stärker als die Angst.“ Im Dorf freut man sich über die Ankunft des deutschen Teams. Immer mit Rat und Tat dabei: Freiwillige aus Kathmandu und Bhaktapur, allesamt Mitglieder der Rotaract-Clubs Phulbari und Kalpona, der Jugendorganisation von Rotary International. „Sie arbeiten bis zur totalen Erschöpfung. Frühmorgens treten sie wieder pünktlich ihren Freiwilligendienst an“, sagt Dr. Rene Kornas begeistert. Der Unfallchirurg hat viel zu tun. Er muss jede Menge Knochenbrüche schienen und Gliedmaße eingipsen. Viele gebrochene Unterarme, Sprunggelenke und Hände müssen dringend versorgt werden. Seit dem Erdbeben sind die Helfer von mfs-International die ersten, die die Opfer versorgen. Unglaublich, dass sie so viele Tage Schmerzen ertragen haben. Ein Kind zeigt eine große klaffende Wunde am Finger vor. Dr. Kornas säubert die Wunde, greift dann zu Nadel und Faden. Eine Mutter bringt ihre fiebernde Tochter zum Notarztteam. Sie hat große Angst, dass ihre Tochter sterben wird. Die Vierjährige hat eine schwere Lungenentzündung. Ein Antibiotikum wird ihr helfen. Die Frau ist dankbar; sie weint vor Freude. Reinhold Klostermann vertraut sie an, dass sie schon ein Kind verloren hat. Es habe auch eine Lungenentzündung gehabt. Für die teuren Medikamente hatte die bettelarme Familie kein Geld. Dem Sani, der für mfs-International schon auf Sri Lanka, auf Sumatra und in Haiti im Einsatz war, standen die Tränen in den Augen. „So etwas berührt dich“, sagt der Lehrrettungsassistent.
Die Helfer müssen immer mehr Menschen mit Durchfall-Erkrankungen behandeln.. Viele Kinder sind darunter. Täglich werden es mehr. „Kein Wunder“, sagt Klostermann. „Hier oben gibt es kein sauberes Wasser mehr. Die Leitungen sind bei dem Beben geborsten.“
Am nächsten Tag im Bergdorf Jyamdi: Zwei Mütter bringen ihre Söhne (6 und 8 Jahre alt) zum Team von Interhelp und mfs, das in einer kleinen Schule seinen Behandlungsplatz aufgeschlagen hat. Die Jungen sind apathisch.. Was um sie herum geschieht, bekommen sie nicht mehr mit. Wenn sich der Verdacht bestätigt, dann leiden zwei Jungen an Cholera. „Die Symptome sind nach Meinung unserer Ärzte eindeutig: blutige Durchfälle, hohes Fieber, niedriger Blutdruck“, sagt Klostermann. „Dorfbewohner haben uns gesagt, dass sie aus Pfützen getrunken haben.“ Seit zwei Tagen geht es den Kindern sehr schlecht.. Das Hamelner Notarztteam behandelt die Kinder. Infusionen sollen den Flüssigkeitsmangel ausgleichen und den Kreislauf stabilisieren. Klostermann organisiert einen Pick-up. Auf der Ladefläche werden die Schwerkranken zum 65 Kilometer weit entfernten Dhulikhel Hospital gebracht. Das sind zweieinhalb Stunden Fahrt. Aber eine Alternative gibt es nicht. Wir bezahlen die Rechnungen der Klinik. „Unser nepalesischer Arzt aus Hessen hat uns gesagt: Ohne Geld gibt“s hier keine Behandlung“, sagt Klostermann. Aber das waren an diesem Sonnabend nicht die einzigen Patienten, die von den sieben deutschen Helfern und den Freiwilligen der Rotaract Clubs behandelt werden. 253 Frauen, Männer und Kinder haben um Hilfe gebeten. „Wir haben wieder viele bislang noch unversorgte Brüche an Händen, Armen und Beinen versorgt und fünf Operationen an Händen, Rücken, Fingern und Füßen durchgeführt“, erzählt Dr. Kornas. Die Verletzungen hatten sich die Dorfbewohner bei dem Erdbeben zugezogen. Sie stammen von Steinen oder Balken, die auf sie gefallen sind. Ein 35-Jähriger hat sich beim Versuch, mit bloßen Händen Verschüttete auszugraben, sehr schwer verletzt. Er hat an eine Stromleitung gefasst. Verbrennungen zweiten und dritten Grades an der Hand waren die Folgen. Dr. Kornas hat die Wunde betäubt und verkohlte Hautpartien chirurgisch entfernt.
„Wir konnten ihnen helfen und manch einen sogar vor dem sicheren Tod bewahren“, sagt mfs-Rettungssanitäter Ralf Hilles. Bis nach Jyamdi zu kommen, war abenteuerlich. Das Team fuhr einen extrem steilen Pass hinauf, es ist ein Geröll-Pfad, den man wohl in Deutschland für jeglichen Verkehr sperren würde. „Zu steil, zu gefährlich…“, sagt Sani Hilles. „Also, wenn unser Bus hier wegrutscht… Meine Frau weiß hoffentlich, wo alle wichtigen Unterlagen sind.“ Manchmal steckt der Transporter fest. Dann müssen die Helfer aussteigen, um tiefe Schlaglöcher oder Furchen mit Steinen zu füllen. Selbst ist der Mann. „Raus aus dem Bus. Strecke präparieren. Bus durch die engsten Stellen lotsen.. Einsteigen. Weiterfahren. Aussteigen. Und das nun schon zum 9. Mal. Aber irgendwie geht es immer irgendwie weiter Auch wenn es viele Stunden dauert. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. „Was ist der Unterschied zwischen einem Bungee-Sprung und unserer Busfahrt? Der Bungee-Sprung ist sicher“, sagt Hilles und lacht. Man muss es mit Humor nehmen. Bangemachen gilt nicht. „Die Hitze und die Erlebnisse hier machen mir zu schaffen, aber die glücklichen Gesichter, in die wir nach erfolgreicher Behandlung blicken, belohnen uns für die Entbehrungen und die Strapazen“, meint mfs-Rettungsassistent Max Fischer. Gestern haben die Helfer 278 Patienten versorgt – in einer Höhe von 2400 Metern. Damit steigt die Zahl der von mfs und ihrer Partnerorganisation aus Hameln in Nepal seit Montag behandelten Kranken und Verletzten auf 1295. „Es ist viel Arbeit, aber eine Arbeit, die sich lohnt“, meint Unfallchirurg Dr. Rene Kornas über seinen Einsatz im Katastrophengebiet. Viele Straßen sind verschüttet und kaum passierbar. Das Team kommt an einem Scheiterhaufen vorbei. Direkt neben der Piste wird eine Leiche verbrannt. „Das alles hier ist schon belastend“, sagt Dr. Kornas. „Alles liegt in Schutt und Asche. Überlebende irren durch die Trümmer, suchen ihr Hab und Gut zusammen. So muss es 1945 in Dresden ausgesehen haben.“ Die Krankenhäuser seien hoffnungslos überfüllt, nur die schwersten Fälle könnten dort zurzeit behandelt werden. Für die anderen Verletzten und Kranken ist dort kein Platz. In Nepal geraten derweil immer mehr Menschen in Lebensgefahr, weil ihre Medikamente bei dem Erdbeben verlorengegangen sind. Wer an Diabetes leidet und kein Insulin mehr hat, kann schnell in eine bedrohliche Situation kommen. Das gilt auch für Asthma-Patienten, die ein Spray angewiesen sind. Allein in den Dörfern rund um Busal sind während des Erdbebens 1230 Menschen gestorben. Die Überlebenden haben Knochenbrüche, Kopfwunden, Quetschungen und schlimme Blutergüsse davongetragen. „Unter den Verletzten, die zu uns gekommen sind, war auch ein sechsjähriges Mädchen“, erzählt Lehrrettungsassistent Reinhold Klostermann. „Ein Ringfinger war dermaßen zerquetscht, dass der obere Teil kurz nach dem Unglück amputiert werden musste.“ Das Team aus Frankfurt säuberte den Stumpf. Damit soll verhindert werden, dass sich die Wunde entzündet. Arzt Dr. Kornas, der als Leitender Oberarzt in einem Krankenhaus arbeitet, hat bei einem anderen Patienten eine Operation durchgeführt – unter freiem Himmel. „Unsere Helfer improvisieren“, sagt Interhelp-Vorsitzender Ulrich Behmann, der den Einsatz im Himalaya-Gebiet zusammen mit dem Chef Michael Görbing von mfs-International aus Deutschland aus koordiniert und Kontakt hält zu den Rettern vor Ort, dem Lagezentrum des Auswärtigen Amtes und den Botschaften von Nepal in Berlin und Deutschland in Kathmandu. „Allein die Einsatzberichte auszuwerten, läßt kaum ein Auge trocken“, so Görbing.
Sollten genug Spenden zusammenkommen, wollten mfs-International mit ihren Hamlener Kollegen von Interhelp in Nepal eine kleine Schule wieder aufbauen, sagen Görbing und Behmann gemeinsam. „Das ist zumindest unser Ziel.“
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Unsere Gemeinnützige mfs Rettungsdienstgesellschaft mbH ist eine Organisation, die vom Finanzamt Frankfurt mit der Nummer 045 250 59258 als gemeinnützig anerkannt und somit berechtigt ist, Spendenbescheinigung auszustellen.
Hintergrund unserer Gemeinnützigen mfs-Organisation war die Tsunami Katastrophe im Indischen Ozean 2004.
Wir sind damals, über einen längeren Zeitraum mit verschiedenen Teams in Sri Lanka vor Ort gewesen und haben dort mit einer Vielzahl an weitern Helfern aus aller Welt ein Feldlazarett betrieben.
Wir haben seit dieser Zeit unsere Non-Profit-Organisation (NPO) ins Leben gerufen.
Wir betreiben im öffentlichen Auftrag seit vielen Jahren, eine Rettungswache in Kelsterbach (Kreis Groß-Gerau)
Hauptaufgabe von ihr ist es:
Verletzten, kranken und behinderten Personen erste Hilfe zu leisten.
Hilfe bei Not-, Katastrophen- und Unglücksfällen durch Einsatz von Mitarbeitern und Gerät Hilfe zu leisten.
Die Ausbildung von präklinischem Notfallpersonal auf dem Gebiet der Kranken- und Notfallversorgung. Den Idealismus ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitsdienst, der Wohlfahrt und der Jugendarbeit (z. B. Schulsanitätsdienst).
Unsere Gesellschaft verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige und mildtätige Zwecke.
Wir sind selbstlos tätig.
Auch heute betreuen wir noch Hilfsprojekte auf Sri Lanka, so haben wir u.a. Schulen, Kindergärten und Gesundheitseinrichtungen mit Materialien unterstützt und machen dies auch heute noch
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