Führungskräfte sind eher Innovationsblockierer

Das Innovationsimage der Führungskräfte in Unternehmen ist eher schlecht. Sie werden von ihren Mitarbeitern und Kollegen meist eher als Innovationsblockierer denn als Innovationstreiber gesehen. Dies ist ein Ergebnis des aktuellen Leadership-Trend-Ba

Führungskräfte sind eher Innovationsblockierer

Berater Innovation: IFIDZ, Frankfurt

Führungskräfte in Deutschland werden von ihren Mitarbeitern und Kollegen in der Regel nicht als Innovatoren und Innovationstreiber wahrgenommen. Zu diesem Ergebnis kommt die jüngste Leadership-Trend-Barometer genannte Online-Befragung des Instituts für Führungskultur im digitalen Zeitalter (IFIDZ), Frankfurt. An ihr nahmen 136 Personen teil, die zu zwei Dritteln Führungskräfte der ersten und zweiten Führungsebene von Unternehmen waren. Ein Drittel der Befragten waren Mitarbeiter ohne Führungsverantwortung sowie Vertreter aus Wissenschaft, Forschung und Verbänden.

Der Umfrage zufolge empfinden nur 13% der Befragten die Führungskräfte in Unternehmen als kreativ und innovativ. Auch Kompetenzen, die eine wesentliche Voraussetzung für eine hohe Innovationsfähigkeit sind, wie z.B. Neugierde, Mut und Risikobereitschaft, schreiben sie ihnen eher selten zu. Fast jeder zweite Teilnehmer am jüngsten Leadership-Trend-Barometer konstatiert bei den Führungskräften einen Mangel an Neugierde (49%). Fast ebenso viele empfinden sie als risikoscheu und wenig mutig (48%).

„Dieses Ergebnis hat uns überrascht“, betont die IFIDZ-Leiterin Barbara Liebermeister. „Zwar wissen wir aus anderen Studien, dass Führungskräfte teilweise als Innovationshindernis wahrgenommen werden, doch damit, dass 9 von 10 der Befragten Führungskräfte als eher unkreativ und wenig innovativ einstufen, hatten wir nicht gerechnet.“ Die IFIDZ-Umfrage bestätigt eine Studie der TU München und des Personaldienstleisters HAYS 2016. Sie kam zum Ergebnis: 40% der Mitarbeiter von Unternehmen erachten ihren Chef als größtes Innovationshindernis.

Auch Leadership als Prinzip ist für viele Online-Befragungsteilnehmer für den Innovationserfolg eher unwichtig. 72 Prozent von ihnen antworteten auf die Frage, was für den Erfolg einer Idee wichtig sei, Kreativität sei wichtiger als Leadership. „Auch dieses Ergebnis hat uns leicht überrascht“, betont Liebermeister, „denn ohne Leadership können Innovationen selten erfolgreich umgesetzt werden: Aus einer guten Idee entsteht bei schlechter Führung meist nichts; bei guter Führung kann jedoch aus einer eher mittelmäßigen Idee beispielsweise ein erfolgreiches Produkt entstehen.“

Das negative Innovationsimage der Führungskräfte sowie des Leadership im Allgemeinen spiegelt sich auch in der Bewertung der Unternehmenskultur wider. So sind drei Viertel der Befragten (74%) der Auffassung: Innovationen scheitern häufiger an der Unternehmenskultur als an den finanziellen Mitteln. Da die Kultur eines Unternehmens stark von den Führungskräften geprägt wird, liegt die Vermutung nahe, dass dahinter auch negative Erfahrungen der Befragten mit Führungskräften stehen.

Wenn Innovation nicht als Führungsleistung wahrgenommen wird, liegt die Vermutung nahe, dass sie als Teamleistung gesehen wird. Dies bestätigen die Umfrageergebnisse nicht: Nur jeder zweite Befragte ist der Meinung, dass Innovationen fast immer Teamleistungen sind. „In vielen Köpfen existiert anscheinend noch die Vorstellung, Innovationen werden in erster Linie durch einen einsamen, genialen Erfinder bewirkt“, kommentiert Liebermeister.

In der Umfrage wurde auch nach der Wahrnehmung der Innovationsfähigkeit von Unternehmen und Organisationen gefragt. Diese stellt sich zwar positiver dar, jedoch sind 60% der Befragten der Auffassung, in ihrem beruflichen Umfeld werde wenig von Grund auf „radikal neu gedacht“ – also es fehlt das für den digitalen Wandel erforderliche disruptive Denken. „Das deckt sich mit unserer Meta-Studie „Führungskompetenzen im digitalen Zeitalter““, betont Patrick Merke, Mitglied der Institutsleitung und Studienleiter am IFIDZ, „bei der wir ebenfalls zum Ergebnis kamen: Disruptives Denken hat in Deutschland noch einen sehr geringen Stellenwert.“

Einzig und allein der Standort Deutschland wird von der Mehrheit positiv gesehen. 59% der Befragten sind der Meinung, Deutschland sei insgesamt innovativ und veränderungsbereit genug. „Ein Fazit unserer Umfrage ist, dass in der Entwicklung der Führungskräfte noch viel Potenzial für den Innovationserfolg von Unternehmen ruht, und Führungskräfte könnten und sollten mehr dafür tun, dass sie ihre Rolle als Innovationsträger und -treiber erkennbar wahrnehmen – unter anderem, indem sie disruptiver denken und mehr Mut zum Experimentieren zeigen“, konstatiert Liebermeister.

Nähere Infos über das aktuelle Leadership-Trendbarometer und die Ergebnisse der früheren Trendbarometer, die das IFIDZ vierteljährlich durchführt, finden Interessierte auf der Webseite www.ifidz.de in der Rubrik Studien.

Das Institut für Führungskultur im digitalen Zeitalter (IFIDZ), Frankfurt am Main, erforscht die Auswirkungen des digitalen Wandels auf die Führungskultur von Unternehmen – auf der personalen und organisationalen Ebene. Außerdem untersucht es, wie die aus dem Wandel resultierenden Herausforderungen von Unternehmen und ihren Führungskräften gemeistert werden können und welche Strukturen und Kompetenzen sowie Fähigkeiten und Fertigkeiten sie hierfür brauchen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse gibt das Institut in Studien sowie Konferenzen, Seminaren und Vorträgen an die Wirtschaft weiter und leistet hierdurch einen Beitrag dazu, dass die Unternehmen auch künftig fit für die Herausforderungen ihrer Märkte sind und die Chancen, die sich aus den Marktveränderungen ergeben, aktiv nutzen können.

Das IFIDZ wurde von der Wirtschaftswissenschaftlerin und Managementberaterin Barbara Liebermeister gegründet, die das Institut auch leitet. Es kooperiert mit der Freien Universität Berlin, der HAW Hamburg (Fakultät DMI), dem F.A.Z.-Institut und der RWTH Aachen University. Das IFIDZ verfolgt bei seiner Arbeit einen interdisziplinären Ansatz und möchte die neuesten Erkenntnisse aus den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen wie zum Beispiel Betriebswirtschaft und Psychologie miteinander verbinden.

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