Ein Wunderbaum aus Fernost, mit vielseitiger Nutzung des Kiribaums in der chinesischen Landwirtschaft und Medizin.
Der Kiribaum, auch bekannt als Paulownia, Blauglocken- oder Kaiserbaum, zieht aufgrund seiner beeindruckenden Eigenschaften weltweit Aufmerksamkeit auf sich. Ursprünglich aus Asien stammend, wird dieser Baum als potenzieller Klimaretter gefeiert: Sein rasches Wachstum, die Fähigkeit, beträchtliche Mengen an CO zu binden, und seine Dürretoleranz positionieren ihn als einen Verbündeten im Kampf gegen den Klimawandel. Doch bei aller Euphorie gibt es auch eine kritische Auseinandersetzung mit der Pflanze, besonders aus dem Blickwinkel des Umweltschutzes in Deutschland.
Traumbaum der Holzindustrie
Mit einem Wachstum von über fünf Metern jährlich und der Fähigkeit, in einem Bruchteil der Zeit das Holzvolumen einer Eiche zu produzieren, erscheint der Kiribaum als Idealbild für die Holzindustrie. Sein Holz, leicht und dennoch stabil, findet breite Verwendung – vom Innenausbau von Wohnmobilen hin zu Sportgeräten wird es geschätzt. Gründer wie Peter Diessenbacher vom Bonner Start-up „WeGrow“ sehen im Kiribaum eine Chance, in der eigenen Lebenszeit zu säen und zu ernten, eine Perspektive, die bei traditionellen Waldbäumen kaum realisierbar scheint.
Das Holz des Kiribaums, mit seinen hervorragenden physikalischen und mechanischen Eigenschaften, markiert eine bedeutende Nische in der globalen Holzindustrie. Durch seine erstaunlich geringe Dichte von 0,26 – 0,33 g/cm³ und bemerkenswerte Festigkeitswerte, darunter eine Druckfestigkeit von 223 kgf/cm²(Kilogramm-Force / Quadratmeter) und eine Biegefestigkeit von 406 kgf/cm², bietet dieses geruchlose und von mittlerer Dauerhaftigkeit geprägte Material ein breites Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten. Insbesondere in China wird das Holz aufgrund seiner perfekten akustischen Eigenschaften für den Bau von Musikinstrumenten geschätzt, findet aber auch in der Konstruktion von Modell- und Segelflugzeugen sowie im Hausbau Verwendung. Die Wertholztauglichkeit des Kiribaums, begünstigt durch gezielte Pflege und konsequente Astung, ermöglicht die Produktion von astreinem Holz in relativ kurzen Zeiträumen, was ihn auch in Deutschland, Japan und den USA zu einem geschätzten Rohstoff macht. Ob für Möbel, Schnitzereien oder sogar die Papier- und Energiegewinnung, das Holz des Kiribaums vereint Nachhaltigkeit mit Vielseitigkeit und unterstreicht somit seine wachsende ökonomische Bedeutung auf dem internationalen Parkett.
Klimaheld mit Vorbehalten
Trotz seiner Vorzüge als CO-Speicher und seiner Robustheit gegenüber klimatischen Herausforderungen stellt sich die Frage, ob der Kiribaum tatsächlich für die Eingliederung in europäische Waldökosysteme geeignet ist. Die Kritik entzündet sich vor allem an seiner Herkunft und der potenziellen Invasivität. In Deutschland wird der Blauglockenbaum als potenziell invasive Art eingestuft und steht unter Beobachtung des Bundesamts für Naturschutz. Das schnelle Wachstum und die leichten, weitverbreiteten Samen bergen das Risiko einer unkontrollierten Ausbreitung, was die heimische Flora und Fauna bedrohen könnte.
Anbauvorschriften und ökologische Bedenken
Obwohl der Anbau von Paulownia in Deutschland nicht grundsätzlich verboten ist, regeln Gesetze und Richtlinien das Ausbringen gebietsfremder Pflanzen in der freien Natur. Diese Vorschriften sollen die heimischen Ökosysteme schützen und die Gefahr einer Verdrängung einheimischer Arten minimieren. Umweltschützer warnen vor den Risiken der Einführung von Monokulturen, die die Biodiversität verringern und die Anfälligkeit gegenüber Krankheiten und Schädlingen erhöhen können.
Die waldbauliche Behandlung der Paulownia erfordert eine sorgfältige Planung und Durchführung, da er spezifische Anforderungen an seinen Standort und die Pflege stellt. Als nicht schattentolerante Kunst gedeiht Paulownia am besten auf Lichtungen oder unter großen Lücken im Kronendach, wo genügend Sonnenlicht zur Verfügung steht. Im dichten Wald oder Schatten zeigen Jungbäume eine deutlich verzögerte Entwicklung, was ihre Konkurrenzfähigkeit einschränkte.
In Bezug auf die Mischungsformen kann der Kiribaum im lichten Wald in gruppen- oder horstweiser Mischung angepflanzt werden. In Wertholz- oder Kurzumtriebsplantagen wird hingegen eine Reinkultur bevorzugt. Im agroforstlichen Anbau bietet sich eine weitständige Mischung gleichzeitig mit Feldfrüchten wie Weizen, Raps und Süßkartoffeln an, um die landwirtschaftliche Nutzfläche effizient zu nutzen und das Wachstum der Paulownia zu fördern.
Die Pflege des Kiribaums ist insbesondere wegen seiner sympodialen Verzweigung anspruchsvoll. Diese Wuchsform kann die Qualität des Wertholzes beeinträchtigen und erfordert daher oft einen hohen Pflegeaufwand, um die gewünschte Stammform und Astreinheit zu erreichen. Bei der Ernte kann im Waldbau nach Erreichen der Zielstärke eine einzelstammweise Nutzung erfolgen, während in Wertholzplantagen auch das Kahlhiebverfahren Anwendung finden kann, um den Bestand vollständig zu erneuern und die Holzproduktion zu maximieren.
Forschung und Praxis
In anderen Regionen, wie Bayern, werden systematische Anbauversuche mit Paulownia durchgeführt, um ihre Eignung für den Waldanbau wissenschaftlich zu bewerten. Diese Versuche zeigen, dass die Paulownie unter Waldbedingungen konkurrenzschwach ist und einen hohen Pflegeaufwand erfordert. Die Frage der Invasivität und der ökologischen Verträglichkeit bleibt offen und bedarf weiterer Forschung.
Ein Weg zur Koexistenz?
Angesichts der ökologischen Bedenken setzen einige Unternehmen auf sterile Hybride des Kiribaum, die sich nicht eigenständig vermehren können. Diese Praxis könnte eine Balance zwischen den ökonomischen Vorteilen und den ökologischen Risiken schaffen, indem sie die Ausbreitung der Kunst kontrolliert und die Anpflanzung auf landwirtschaftliche Nutzflächen beschränkt.
Nebennutzungen des Kiribaums: Von der Landwirtschaft bis zur Pharmazie
Der Kiribaum bietet zweifelsohne beeindruckende Vorteile als schnell wachsender, klimaresilienter Baum, der eine erhebliche Menge an CO binden kann. Seine Eignung als Waldbaum in Europa ist jedoch umstritten, vor allem aufgrund der potenziellen Invasivität und der Risiken für heimische Ökosysteme. Eine ausgewogene Herangehensweise, die sowohl die ökonomischen Möglichkeiten als auch ökologischen Herausforderungen berücksichtigen, ist ratsam. In der chinesischen Landwirtschaft findet der Kiribaum (Paulownia tomentosa) vielfältige Nebennutzungen, die über die reine Holzproduktion hinausgehen. Der kombinierte Anbau mit Kulturpflanzen ermöglicht die Nutzung von Zweigen, Blättern und Blüten, wobei die proteinreichen Blätter und Blüten als wertvolles Viehfutter dienen. Ein 8- bis 10-jähriger Baum kann dabei einen Ertrag von etwa 100 Kilogramm liefern. Ferner werden die Blätter, die unter anderem den Wirkstoff Paulownin enthalten, in der traditionellen chinesischen Medizin zur Behandlung von Bronchitis und Husten verwendet. Auch in der Kosmetikindustrie findet der Baum Anwendung, wobei Haarpflegemittel aus den flavonoid- und alkaloidhaltigen Früchten und Blättern hergestellt werden. Fruchtextrakte werden außerdem zur Senkung des Blutdrucks und zur Behandlung asthmatischer Erkrankungen eingesetzt.
Autor: Erik Simon, CEO Enhanced Finance Solutions CY Ltd.
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