Burkhart Veigel, einer der erfolgreichsten Fluchthelfer zu DDR-Zeiten, beschreibt in seinem neuen Buch, wie Hunderte dank seiner Hilfe erfolgreich in den Westen flüchten konnten. Das Buch ist ab Ende Juni 2011 erhältlich, Vorbestellungen sind ab sofort möglich.
Beim Bau der Mauer war Burkhart Veigel 23 Jahre alt, Medizin-Student an der FU Berlin, wissensdurstig und musikbegeistert. Dann wurde er zu einem der erfolgreichsten Fluchthelfer für Fluchtversuche durch die Mauer in Berlin. Etwa 650 Menschen verhalf er zu einem Leben ohne Stasi-Spitzel und vorgegebene Denkschablonen.
Mit Pässen brachte er täglich bis zu zehn Flüchtlinge in die Freiheit, trickste die Grenzkontrollen mit Doppelgängern aus, baute das Armaturenbrett eines Cadillac zum Versteck um, grub an einem Tunnel mit und setzte auch Alliierte bei seinen Fluchtaktionen ein. Die Spitzel und Häscher der Stasi bedrohten Burkhart Veigel immer wieder. Er entkam zwei Entführungsversuchen und besiegte die Stasi auf seine Weise: mit humanitärer Hilfe für die eingesperrten Menschen in der DDR.
Burkhart Veigel hat für sein Buch etwa 100 Flüchtlinge, Fluchthelfer und andere Beteiligte interviewt. Außerdem hat er die Stasi-Akten einiger hochkarätiger Spitzel erforscht. Entstanden ist ein eindringliches, authentisches Werk, das die Geschichte der Fluchthilfe minutiös aufarbeitet, das aber auch die Methoden der Stasi und ihrer Spitzel aufzeigt. Ein klares und gleichzeitig leidenschaftlich geschriebenes Buch voller Motivation für ein tatkräftiges und couragiertes Leben.
Leseprobe:
Wenn der Sozialismus in der DDR nicht zu einer Diktatur pervertiert wäre, die Millionen von Deutschen zur Flucht aus ihrem Heimatland getrieben hätte, wenn die Mauer nicht gebaut worden wäre, mitten in Berlin, quer durch die Stadt, und wenn sie nicht Tausende von Familien getrennt und viele Studenten von ihrer Universität im Westteil der Stadt abgeschnitten hätte, wenn nicht der Zufall, auf welcher Seite der Mauer man sich in der Nacht zum 13. August 1961 aufhielt, darüber entschieden hätte, ob man frei denken und reden konnte oder weggeschlossen in einem Spitzelstaat leben musste – mein Studienfreund Walter Pietzcker wäre am 30. Oktober 1961 auf dem Weg zum Anatomischen Institut nicht auf mich zugekommen: „Machst Du mit?“, fragte er, „Wir holen die Studenten rüber, die hier studiert haben und jetzt im Osten eingeschlossen sind. Das geht. Es gibt da einen Trick mit Pässen. Aber wir brauchen Leute, die nach Ost-Berlin fahren und die Kommilitonen benachrichtigen können. Du bist doch auch Westdeutscher und kannst noch nach drüben, wie ich.“ „Klar, mache ich!“, sagte ich, ohne lange nachzudenken oder nachzufragen. …
Über den Autor:
Dr. Burkhart Veigel, Jahrgang 1938, Pfarrerssohn mit humanistischer Schulbildung, war als Student und junger Arzt Fluchthelfer von 1961 bis 1970. Danach wurde er Orthopäde, arbeitete 30 Jahre in eigener Praxis in Stuttgart, machte 20 Jahre Standes-Politik für die niedergelassenen Orthopäden, entwickelte Software für Ärzte und leitete 18 Jahre lang ein großes halbprofessionelles Orchester. 2007 zog es ihn wieder nach Berlin, um über die Geschichte von Flucht und Fluchthilfe zu forschen und zu schreiben. 2010 gab er bei Suhrkamp das Buch „Ich wollte keine Frage ausgelassen haben“ von und mit Uwe Johnson heraus.
Titelinformationen:
Titel: Wege durch die Mauer – Fluchthilfe und Stasi zwischen Ost und West
Autor: Burkhart Veigel
Erscheint in: Edition Berliner Unterwelten, 2011
Herausgeber: Berliner Unterwelten e.V.
Preis: 19,90 EUR
ISBN: 978-3-943112-09-2
Das Buch „Wege durch die Mauer“ erscheint Ende Juni 2011 in der Edition Berliner Unterwelten und kann über den Berliner Unterwelten e.V. bezogen werden. Vorbestellungen sind ab sofort möglich. Bitte wenden Sie sich an Henry Gidom oder Saskia Guggemos vom Verein.
Weitere Informationen über den Verein Berliner Unterwelten e.V. sind im Internet unter http://www.berliner-unterwelten.de abrufbar.
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Über den Berliner Unterwelten e.V.
Der Berliner Unterwelten e.V. erforscht und dokumentiert seit 1997 unterirdische Bauwerke der Bundeshauptstadt. Mit dem Forschungsschwerpunkt des „Berliner Untergrundes“ ist der Verein offenkundig auf ein bis dahin noch weitgehend brachliegendes Terrain gestoßen. Das zeigt sich auch an der sehr guten Resonanz auf die durch den Verein organisierten Untergrundführungen und die in der „Edition Berliner Unterwelten“ erschienen Publikationen. Darüber hinaus engagiert sich der Verein im Bereich des Denkmalschutzes und bekam dafür im November 2006 die „Silberne Halbkugel“, die höchste Auszeichnung, die in diesem Bereich in der Bundesrepublik Deutschland vergeben wird. Als anerkannter Bildungsträger veranstaltet der Berliner Unterwelten e.V. 2- und 5-tägige Bildungsseminare zu „untergründigen“ Themen. Das „dokumentartheater berlin“, welches ebenfalls dem Verein angehört, setzt in verschiedenen unterirdischen Räumlichkeiten zeitgeschichtliche Themen in Szene und wurde dafür bereits mehrfach, auch international, ausgezeichnet.
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