Reformpläne der Bundesregierung ignorieren und benachteiligen kranke und pflegebedürftige Kinder

Reformpläne der Bundesregierung ignorieren und benachteiligen kranke und pflegebedürftige Kinder

Regierung nivelliert Pflegeausbildung / dsai e.V., API und DGKJ unterstützen Online-Petition gegen die Abschaffung der Ausbildung zur Säuglings- und Kinderkrankenpflege / dsai-Schirmherrin Michaela Schaffrath setzt sich für kranke Kinder ein

Auf große Bestürzung und Fassungslosigkeit stößt in Fachkreisen für Säuglings-, Kinder- und Jugendmedizin sowie in den Pflegeberufen insgesamt ein Gesetzesentwurf der Bundesregierung. Die geplante Reform sieht vor, mit dem Pflegeberufsgesetz die Gesundheits- und Kinderkrankenpflege abzuschaffen und in einer generalistisch ausgerichteten Ausbildung zusammenzufassen. Renommierte Fachärzte, Medizinerverbände sowie Patientenorganisationen gehen auf die Barrikaden, denn sie sehen in diesem Vorhaben einen erheblichen Qualitätsverlust in der Kinderkrankenpflege. Zusammen mit der dsai e.V. – Patientenorganisation für angeborene Immundefekte kritisiert Immunologie-Experte Prof. Dr. Tim Niehues den Gesetzesentwurf. Niehues, der Vorsitzender der AG Pädiatrische Immunologie (API) und Mitglied des erweiterten Vorstands der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin (DGKJ) ist, und Gabriele Gründl, Vorsitzende der dsai e.V., rufen zur Unterzeichnung einer Bundestags-Petition auf, die sich für den Erhalt der Ausbildung zur/zum Gesundheits- und KinderkrankenpflegerIn einsetzt. Unterstützung bekommen sie dabei von Schauspielerin Michaela Schaffrath, die Kindern mit angeborenen Immundefekten eine Stimme gibt.

„Der Leidensweg, den Kinder und Jugendliche mit einem angeborenen Immundefekt gehen, ist häufig langwierig und schmerzlich. Schwerste Infektionen, unzählige Krankenhausaufenthalte und soziale Isolation gehören leider zum Alltag“, sagt die Vorsitzende der dsai, Gabriele Gründl. „Der erhöhte Pflegebedarf bei Senioren durch den demographischen Wandel ist ohne Frage ein wichtiges Thema, aber dieses Problem darf nicht auf dem Rücken unserer Kinder ausgetragen werden“, fügt Gründl hinzu.

Gerade schwerkranke Kinder mit zahlreichen und langwierigen stationären Aufenthalten bedürfen einer adäquaten und individuellen Betreuung. Michaela Schaffrath, Schirmherrin der Patientenorganisation und selbst ausgebildete Kinderkrankenschwester, erklärt: „Der Gesetzesentwurf ignoriert die besonderen Bedürfnisse von Kindern. Frühgeborene, kranke Säuglinge, Kleinkinder und selbst pubertierende Jugendliche mit Gesundheitsproblemen bedürfen einer qualifizierten Pflege, die sich deutlich von der Erwachsener und pflegebedürftiger Senioren abhebt – vor allem auch in pädagogischer und psychologischer Hinsicht.“

Durch die vorgesehene Nivellierung der Ausbildung in Pflegeberufen sieht auch Prof. Dr. Tim Niehues eine fachspezifische und qualitativ hochwertige Betreuung von Kindern gefährdet. „Wir müssen uns vehement für die Erhaltung der Kinderkrankenpflege einsetzten. Die Krankheitsbilder von Kindern und Jugendlichen unterscheiden sich klar von denen der Erwachsenen. Eine Vielzahl von Erkrankungen kommen bei älteren Menschen gar nicht mehr vor und auch die Symptome bestimmter Krankheiten sind völlig verschieden.“

Online-Petition: 50.000 Unterschriften bis 25. Januar 2016 benötigt

Die Marburger Pflegedozentin und Kinderkrankenschwester Monika Otte hat eine Bundestags-Petition initiiert, mit der eine öffentliche Sitzung der Abgeordneten zum Thema Pflegeausbildung erzwungen werden kann. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass die Petition bis zum 25. Januar von 50.000 Bürgerinnen und Bürgern unterzeichnet wird. Die Online-Petition ist unter der ID-Nr. 62564 (Gesundheitsfachberufe) bei den e-Petitionen des Deutschen Bundestages online ausgelegt.

https://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_2015/_12/_09/Petition_62564.mitzeichnen.registrieren.html
Unter dieser Webadresse kann sich jeder persönlich registrieren und mitzeichnen. Unterschriftenlisten liegen auch in zahlreichen Kinderarztpraxen und Kinderkliniken aus.

„In Anbetracht der kurzen Zeichenfrist kommt es jetzt auf jede einzelne Stimme an“, sagt Gabriele Gründl und fordert zu raschem Handeln auf. Gründl, die die dsai vor 25 Jahren gegründet hat, setzt sich seither für die frühe Diagnose sowie eine angemessene und flächendeckende Therapie von angeborenen Immundefekten ein. Inzwischen ist die Vereinigung ein kompetenter Partner in einem Netzwerk aus Betroffenen, Spezialisten, Behörden und Forscherteams.

Die dsai wurde vor 1991 mit dem Ziel gegründet, Betroffenen und ihren Angehörigen den Erfahrungsaustausch außerhalb der medizinischen Betreuung zu ermöglichen. Mittlerweile gehen die Ziele über den rein seelischen Beistand hinaus. Die Selbsthilfeorganisation setzt sich verstärkt für die Aus- und Weiterbildung im Sektor Immunologie ein, denn häufig wird aufgrund der zahlreichen unspezifischen Symptome sehr spät die Diagnose „Immundefekt“ gestellt. Neben der Zusammenarbeit mit Immunologen setzt die dsai auf den Dialog mit Krankenkassen und ärztlichen Organisationen. Die dsai wird von der Vorsitzenden Gabriele Gründl geleitet. Neben der Zentrale in Schnaitsee gibt es bundesweit Regionalgruppen.

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